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Halbzeitbilanz mit Ausblick (2007-06-11 17:03)
Woche 4 
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6560 Seemeilen (knapp 12.000 km) von zu Hause entfernt, am südlichesten Punkt der Reise, am Wechselpunkt zwischen Hin- und Rückfahrt ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.

Und dazu fallen mir tausend Dinge ein. Wenn ich abends beim Einschlafen den Motor stampfen höre, dann könnte ich Listen machen, lang und länger. Kleine und große Sachen in die positive und negative Spalte schieben. Punkte zählen, aufrechnen.

Und jetzt, wo ich hier sitze und das aufschreiben will, will ich doch keine Punkte zählen. Denn die Reise macht mir Spass. Ich habe das, was ich wollte. Es entspricht meiner Vorstellung.

Und das ist einfach mal völlig in Ordnung so. Das muß man nicht zerredenschreiben.

Für den Fortgang der Texte, insbesondere der Fotos bin ich mir nicht sicher, wie es weiter geht. Für mich wird es schön sein, das alles noch einmal zu sehen. Wahrscheinlich zu einer anderen Tageszeit, bei anderem Wetter, aus einer anderen Perspektive. Die Zahl der Aufnahmen wird wohl auch nicht zurückgehen.

Bei der Reiseschilderung und den veröffentlichten Fotos befürchte ich, das es möglicherweise zu Wiederholungen kommt (und die ich daher selbstverständlich auslasse). Wir werden sehen.

30° 9,196’ S 72° 26,072’ W (307ft)

 
Auslaufen Valparaiso (2007-06-11 10:22)
Woche 4 
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Um 7 Uhr 30 ging es dann doch noch mit dem Auslaufen los.

Damit 6 Stunden früher als nach dem alten und 6 Stunden später als nach dem neuen Plan. Falls es so etwas gab. Einen Plan. Eigentlich hätte ich gedacht, dass man gegen 22 Uhr am Abend eine vernünftige Prognose abgeben kann. Naja.

Ablegen geht noch schneller als Anlegen. Lotse geht aufs Schiff, Leinen los, richtige Richtung einstellen, Gas geben und ab. Lotse geht mittendrinne von Bord. Eben ein einfacher Hafen.

Damit liegen wieder gut 66 Stunden auf See (Bram rechnet das alles ganz genau aus. Z.B. auch Liegezeit vs. Fahrzeit oder ähnliches. Excel-Tabelle mit Plan, zweifarbig, eine für erledigte und eine für noch vor uns liegende Punkte.) vor uns.

33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)

 
Stadtrundgang mit Essen in Valparaiso (2007-06-10 15:31)
Woche 4 
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Während auf dem Schiff die Entladearbeiten in vollem Gang sind, beratschlagt das Triumvirat über den Plan des Tages. Da wir einen ganzen Tag Landgang in einer eher interessanten Stadt zur Verfügung haben, war die große Stadtbegehung geplant: zu Dritt (Achim, Bram, ich) ein Taxi mieten, englischsprachigen Fahrer und dann zwei drei Stunden durch die Gegend fahren lassen. Aussteigen, wo es schön ist, knipsen, wieder rein und so.

Fiel aus wg. inkompatibler Sprachmodule. Es gibt scheinbar Sontags morgens und 10 Uhr in Valparaiso keinen Taxifahrer, der Englisch spricht. Es reicht in der Mehrheit nicht einmal, die Frage “Do you speak english” gestümpert zu beantworten. Von “No, I don’t” wollen wir mal gar nicht reden schreiben. Und jemanden anrufen, der jemanden kennt? Scheinbar nicht.

Also stehen wir auf dem Platz mit dem Soldatendenkmal rum, gehen zum Porttor zurück (in der Hoffnung, dort jemand zu finden, der einen kennt, der…), trennen uns, ich halte an der Hauptstrasse Taxen an und teste die Englischkenntnisse. Bram wird langsam ungehalten (“So wird das nie was, wenn du das Nivau so hoch legst.”) und Achim würde das alles zu Fuß erledigen wollen. Was weder Bram noch ich wollen.

Also gucke ich so rum und sehe eine Feuerwehr samt -haus. Hmmmm. Feuerwehr. Ist vielleicht wie Kindergarten und Sauerkraut. Mal ein Foto machen. Wir stehen weiter rum. Feuerwehr. Könnte man ja mal hingehen, weil da steht ein Feuerwehrmann. Vielleicht weiss der was.

Überraschung. Heimatliche Ansprache. Wir stehen von der deutschen Feuerwehr Valparaisos. Und er kennt einen Deutschen, Michael, der Stadtführungen macht. Kurzes Telefonat, irgendwie ist Michael plötzlich da und schlägt vor, die Stadt zu Fuß per Rundgang zu besichtigen.

Wir klären noch die Sache mit der Fußfaulheit und schon geht es in gemächlichem Schlendergang durch die Stadt.

Michael erzählt und erzählt, mehr und mehr über Tote und Lebende, die dieses oder jenes Haus gebaut, verkauft, umbenannt, bei diesem oder jenem Erdbeben (immerhin vier in hundert Jahren) verloren oder beim Ende des Salpetergeschäfts verlassen haben. Von Kegelbahnen, Schulen, Friedhöfen, vom Aufstieg und Fall Valparaisos. Ich höre schon lange nicht mehr richtig zu, aber der Rundgang gefällt: pfiffig mit einem der 15 Fahrstühle nach oben und dann langsam über mehrere Wege wieder nach unten. Das war völlig OK so. 10 Euro/Person. Gerne, Michael.

Dann, am Ende durch das ärmere Viertel am Hafen, “Hier haben sie mir schon mal meine Brieftasche geklaut” sagt der Führer. Und ich sage “und hoffentlich war nichts wertvolles drinne…” und drehe meine Cruplertasche vor den Bauch.

Dort, im Armenviertel, den Fahrstuhl nach oben auf einen belebten Aussichtspunkt. Knipsen, knipsenden Menschen, Andenkenbuden. Aber eine herrliche Aussicht auf den Liegeplatz und Valparaiso. Oben in dem, ähm, Restaurant Cafe Arte Mirador aus einer übersichtlichen Speisekarte bestellt, die wir nicht lesen können. Essen in leicht falschen Reihenfolge (Wie bringe ich dem Kerl bei, dass ich gerne einen Cafe Schokolade vorweg möchte?), aber gut und 32 Dollars für Drei. Kreditkarte? Ein Schmunzeln geht über sein Gesicht, angesicht seines Sessels wird ihm das Wort Gewerbeaufsicht oder Gesundheitsamt wohl auch nichts sagen. Aber das Essen war OK. Wobei es bei der Aussicht auch Milchreis hätte sein können. Nichts gegen Milchreis.

Valparaiso hat was von Venedig. Nein, natürlich nicht das Wasser. Nicht die fehlenden Radfahrer. Nein, der Charme des Verfalls. Gelegentlich herausgeputzt und hübsch, aber oft fehlt die pflegende Hand.

Auf dem Rückweg im gefährlichen Viertel einen Supermarkt gefunden, rein, eine Sahnetorte gekauft. 3990 Dingens von den Dingern, mit denen man in Chile bezahlt. Alternativ durch 520 teilen, dann kommen Dollars raus und das wieder durch 1,3 teilen, dann kommen Euros raus. Alles sehr beschwerlich, Supermarket nahm mein Plastikgeld (die zwei Kassierer aufmerksamst begutachteten, allerdings nur die Vorderseite und den lustigen Perso), so soll das sein. Nur die 200 Dingens an den Fahrstühlen, die hätte ich so nicht bezahlen können.

Gerade steht Bram in der Tür, schlägt sich mehrfach an den Kopf, guckt begierig auf meine Flasche Alkohol unbekannter Sorte (ich habe einfach mal was im Laden mitgenommen gekauft) und beichtet: Speicherkarte hat nicht richtig in der Kamera gesteckt. Keine Fotos. Von der ganzen schönen Strecke. Das ist eine bittere Lehrstunde, um die Kameraeinstellung für “nicht ohne Speicherkarte auslösen” umzustellen. Dafür habe ich heute den ganzen Tag mit Spotfokus geschossen, was auch allerlei Unscharfes produzierte. Dumm gelaufen.

33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)

 
Einlaufen Valparaiso (2007-06-10 7:52)
Woche 4 
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Endlich ist die südlichste Station unserer Reise erreicht. Endlich, weil in den letzten Tagen die See doch reichlich schwer war, vor dem Einlaufen lag wieder ein Stück, bei dem ich im Treppenhaus gerne beide Hände zum Festhalten benutze. Nicht wirklich tragisch, aber irgendwie fühle ich mich dann sicherer. Mit beiden Händen. Oder im Hafen.

Einlaufen selbst war recht belanglos. Gerade auf den Haufen zu, dann kommt der Lotse, es geht geradeaus weiter, ein kurzer Dreher und wir liegen. Der Hafen ist zum Meer fast vollständig offen. Man merkt es an den Schiffsbewegungen, die spürbar aktiver sind.

Kurz nach dem Anlegen beginnt auch das Entladen, anvisierte Abfahrt irgendwann nach Mitternacht (gestern hiess es noch Montag Mittag).

33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)

 


 
  
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